Ein
MŠrchen
Ein
kleines unbedeutendes Schneiderlein aus Wuppertal rettete einmal mit einem
sensationellen Einfall einen Prinzen, der allenthalben bereits als verloren
galt und hatte infolgedessen drei WŸnsche frei.
Das
kam so:
Erst
rettete es den Prinzen und dann sagte die Fee: "Uwe", so hie§ nŠmlich
unser Schneiderlein, "Uwe, Du hast mit diesem sensationellen Einfall den
Prinzen, der allenthalben bereits als verloren galt, gerettet und infolgedessen
drei WŸnsche frei."
Nun
hatte unser Schneiderlein frŸhkindlich einiges mitmachen mŸssen. Siebenmal von
der Schwester beim Rumtun Ÿberrascht, siebenmal der Mutter beim Reintun
zugesehen und einmal am SchlŸpfer der Oma gerochen. Ja ist es da ein Wunder,
da§ unser Schneiderlein keinen guten Riecher auf Frauen hatte? Die Fee aber war
eine Frau. Kein Zweifel! "Sie sieht so aus, hat eine hohe Stimme und
garantiert auch eine Mšse", dachte unser Schneiderlein, kratzte sich am
Sack und sprach: "Erstens: Du sollst von nun an aussehen wie eine Mischung
aus Glšckner von Notre Dame und Annemarie Renger!"
Kaum,
da§ diese Worte erklungen machte es "ZONG" und wo vordem das
zierliche Kšrperlein der ach so lieben Fee seidenleicht durch die LŸfte
geschwebt, hing nun, schwer und grob, ein riesiger Fleischklumpen mit einer
fŸrchterlichen Birne obendrauf. Aus dem wunderschšnen Kleidchen der vordem so
wunderschšnen Fee ward eine alte schmuddelige Glšcknerjacke, ein dunkelblauer
Faltenrock und ein ebenfalls dunkelblauer Rollkragenpullover mit halsfernem
Rollkragen.
"Zweitens:
ein Bein ab!"
Abermals
machte es "ZONG" und abermals geschah es so wie das Schneiderlein
gesprochen hatte...
"Ach
wie gut, da§ ich die FlŸgel habe," dachte da verwirrt die Fee," ohne
die FlŸgel wŠre ich jetzt gewi§ aufs Maul geflogen."
Das
aber mu§te auch unser Schneiderlein erkannt haben, denn nach dem nŠchsten
Wunsch lag die Fee ihrem Beine zunŠchst.
Da
wurd's der Fee denn doch zu bunt und sie hob an zu
protestieren.
Doch bevor sie auch nur ein Wort herausbrachte schrie das Schneiderlein
"ZauberkrŠfte weg!" und die Fee war am Arsch.
Viele
Jahre spŠter erst merkte sie, da§ sie den letzten Wunsch des Schneiderleins
eigentlich nicht hŠtte erfŸllen mŸssen, denn deutlich, deutlich hatte sie von
drei WŸnschen gesprochen, genaugenommen aber vier erfŸllt!
Zufrieden
und mit einem letzten Blick auf sein Werk ging das Schneiderlein seiner Wege.
"
Guter Tag", befand es," erst die Sache mit dem Prinzen und dann der
Feesau voll eins reingewŸrgt!"
Die
Fee hingegen weinte bitterlich sieben mal sieben Tage und sieben mal sieben
NŠchte lang, nahm dann aber eine Stelle als Aushilfskrankenschwester im
Missionsgymnasium St. Andreasstift, Bad Sigmaringen, an.
(Jo Granada), CD OsnabrŸck, 1992