DIE PRINZESSIN MIT DEM GLIED
- Interviews -


Interview mit Jo Granada zur Welturaufführung "Die Prinzessin mit dem Glied".30.4.2008

- Herr Granada, wie entstand die "Prinzessin mit dem Glied"?
Die „Prinzessin mit dem Glied“ geht auf einen alten Text, eine Märchengeschichte, die ich schon vor einigen
Jahren verfasst habe, zurück. Bei einem gemeinsamen Schulkinder-Kurzurlaub auf der schönen Nordseeinsel
Schiermonnikoog, dessen eigentlicher Zweck es war, neue Ideen für die Schulkider Live-Show zu entwickeln,
sind wir beim Durchforsten alter Ordner auf diesen Text gestoßen. Und obwohl ziemlich bald klar war, dass
eine szenische Umsetzung des Stoffes im Rahmen einer Schulkinder-Show kaum möglich sein würde, haben
wir uns am herrlichen Nordseestrand
intensiv damit befasst. Kurzum: Wir hatten viel Spaß und haben viel Blödsinn geredet... Aber eben weil der
Stoff für eine Schulkinder-Show eher ungeeignet schien, ist zunächst nichts wirklich Greifbares dabei heraus-
gekommen. Irgendwann später habe ich mich dann zu Hause hingesetzt und einen zusammenhängenden und
auch dramaturgisch schlüssigen Text verfasst, wobei noch allerlei Neues und Wundersames hinzu gekommen
ist. Doktor Ignatz Ignaz, Charlie Granada, Heaven und ich haben dann noch die tollen Lieder dazu komponiert
und schwuppdiwupp hatten wir ein vollständiges Stück mit Musik.


Jo Granada, der Autor, beim Pressegespräch.

- Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Theater Osnabrück?
Heaven, der auch nach seinem „Candide“-Engagement am Theater Osnabrück beschäftigt war, hat - soweit ich
weiß - ein Exemplar der „Prinzessin“ ins Intendantenbüro geschmuggelt.
Später waren dann einige Leute vom Theater in einer Schulkinder-Show. Dann haben sich die „Enscheidungsträger“ des Theaters damit beschäftigt und offenbar hat es Gefallen gefunden, denn
der neuerliche formelle Kontakt ging, wenn ich recht informiert bin, vom Theater aus. Wenn Sie es genau wissen wollen,
müssen Sie Heaven fragen. Der sitzt meistens am Telefon...

- Sie sind nicht nur Autor, sondern stehen auch als Schauspieler und Musiker auf der Bühne.
Wie gestaltet sich die Arbeit im Ensemble?

Angenehm. Die allesamt tollen Schauspieler scheinen viel Spaß zu haben, sind sehr engagiert und verfügen
teilweise über ein großes komödiantisches Repertoire. Interessant ist, dass Regisseur Jens Poth den Akteuren
viele Freiräume gewährt. Diese nähern sich ihrem Rollenverständnis oftmals eher spielerisch und dürfen die
endgültige Interpretation ruhig auch auf Umwegen finden. Eine völlig andere Arbeitsweise als wir das gewohnt sind,
bei der sich aber manchmal ganz ungeahnte und saukomische Möglichkeiten ergeben. Dass ich das Stück geschrieben
habe, hat für die Probenarbeit natürlich keine größere Bedeutung. Als Schauspieler bin ich eben Schauspieler
wie die anderen auch.

Das Interview führte Hartmut Schultz, Theater-Mag, Graz


Herr Heaven, wie kam die "Prinzessin mit dem Glied" ans Theater?
Wir haben das Werk wie schaales Bier von Flensburg bis nach Passau durch die Gegend getragen und wirklich jedem
bei Funk, Film und Butterfahrt in die Hand gedrückt. Daraus ist nix geworden. Dann haben wir selbst den Versuch
unternommen zu inszenieren und sind kläglich gescheitert. Da fehlte uns einfach die komplette Logistik, so einen
Schinken zu stemmen.

Und plötzlich vor Weihnachten 2006 ruft Jürgen Popig, der Chef des Schauspiels der Städtischen Bühnen an und will
sich mit uns treffen und reden. Ich hab’s erst nicht geglaubt und gedacht, das ist versteckte Kamera oder irgend so
ein Müll. Aber dann gab’s ein Treffen, dann ein Gespräch und jetzt sitzen wir hier.

Wie haben Sie persönlich Ihre Rolle angelegt, Herr Heaven?


Gut!

Die Angefahrenen Schulkinder mit ihrem Ruf als anarchische Rampensäue. Verträgt sich das mit Regisseuren,
Intendanten und anderen Künstlern wie Schauspielern?

Das, was man auf einer Bühne sieht, ist natürlich nicht alles. Ein Publikum über den Dorn zu reißen, mit einer Show
den ganzen Club auf links zu ziehen und dadurch ein Image zu etablieren, ist nur die halbe Wahrheit. Die andere
Seite ist Arbeit und eine Frage der Gestaltung. Für uns kein Problem, guten Leuten zuzuhören, zuzusehen und mit
Ihnen zusammen komische Dinge zu entwickeln. Sind diese Menschen dann auch noch humortechnisch gut gestrickt,
wird daraus ein guter Topf Eintopf oder Show oder Konzert. Diese Methode haben wir immer verfolgt und uns nicht
nur dabei an uns selbst gerieben. Bei der Umsetzung mit diesem Ensemble ist so etwas wie die Idealbesetzung
entstanden, ähnlich wie beim FC Bayern mit Ribery und Luca Toni, nur dass es nicht so teuer war. Schon in der
allerersten Leseprobe mit Ensemble und Regisseur konnte man förmlich riechen wie es stinkt. Also es knirschte und
sprühte nur so. Daraus hat sich in den ersten 4 Wochen der Probenarbeit sehr viel ergeben. Hoher Einsatz, starkes
Engagement und viel Leidenschaft, ein komisch-schräges Werk adäquat umzusetzen. Hier prallen keine Welten
aufeinander, sondern das Universum fängt spürbar an sich auszudehen.

Sind die Angefahrenen Schulkinder damit auf ihrem Karrierehöhepunkt angelangt, Herr Heaven?
Ich denke nicht. Ums im fußballdeutsch zu sagen: die Theaterleute haben uns im 16er angespielt und wir werden
das Ding reinmachen. Wir fangen grad erst an, neue Showklippen und Untiefen der schrägen Unterhaltung zu
umschiffen. Das Meer ist groß und der Ozean weit.

Nicht ihr erstes Engagement als Schauspieler auf der Bühne, Herr Heaven, schlagen da zwei Herzen, das des
Musiker und des Schauspielers, in einer Brust?
Nix. Das passt gut so. Die Schulkinder sind ja auch nicht nur eine Band, die Musik macht. Als wir noch alle klein
waren, also die Schulkinder, da wollten wir nur Musik machen; Rock und Jazz und so’n Quatsch, aber das war’s nicht
so wirklich. Wir wollten auch tüchtig Blödsinn machen und dann haben wir gemerkt, dass die richtige Wurst in der
Kombination aus Show und Musik wächst.

Leute, im Theater isses doch nicht anders! Da wird auch immer mal wieder ein Song geschmettert, manchmal bei Opern
sogar den ganzen Abend, und dann geht’s wieder ans Sabbeln oder an die action. Das Größte ist, wenn man singt,
am besten mit richtig fettem Orchester und Dirigent, gleichzeitig rumrennen muss oder über die Bühne fliegt und
dann noch was explodiert.
Aber bei Shakespeare oder Goethe knallts meistens wenig oder gar nicht. Dann muss man sich eben selbst was
ausdenken.

Wie gehts weiter mit den Schulkindern?
Na erstmal Premiere am 6. Juni, danach Segelurlaub mit den Frauen und dann ist der Terminkalender schon bis Karneval
2009 wieder voll mit Theater, Show, Tanz und Musik. Neue DVD, neue CD - mal sehn was der Nikolaus noch so parat hat.
Auf jeden Fall drehen wir noch einige Ehrenrunden.

Das Interview führte Achim Schroth, Bremen, 07.05.2008