DIE WAHRE
KRIMINALGESCHICHTE
Reverend Denby erzählt...
Es war damals in dieser verdammt lausigen Zeit, als der Bischoff
noch aussah wie ein behaarter Handball. Unser Gutenberg wollte
die vereinbarte Schiene nicht rüberpfeifen und wir schickten drei
oder vier von den ganz jungen Novizen hin. Als seine Mutter ein
wenig am Wagenheber gerochen hatte, sah die Sache schon anders
aus, und seine Maschine schiß Bibeln wie ein Huhn Eier.
Well, in dieser Zeit kam Schwester Rita zu uns. Schwester Rita,
die so heiß war, daß sie mit der flachen Hand bügeln konnte.
Was für eine Frau! Das erste Mal sah ich sie nach einem ausgiebigen
Fastenfrühstück in der Osterfrühmesse. Sie trug einen 200
Dollar Talar und stöckelte mit ihren hochhackigen Lackschuhen durch den
Mittelgang, um sich schließlich neben mich zu setzen. Dabei
schenkte sie mir ein Lächeln, daß ich bis in die Gesäßtasche
spürte.
Hinter uns saß der kleine dickbäuchige Speichellecker mit dem
Homomund, den wir Pietkong-Gesicht nannten. Er war einer von den
Typen, die andauernd irgendwelche Taschentücher mit angewidertem
Gesichtsausdruck zum Bischoff schleppten, dort irgendwelche
Geschichten von irgendwelchen Orgien der anderen Brüder erfanden,
um sich dann in den Klostergarten zu schleichen und irgendwelche
Taschentücher vollzuwichsen. Shit, genauso war er.
Schwester Rita rutschte die ganze Zeit unruhig auf ihrem Platz
hin und her. Von Zeit zu Zeit leckte sie sich über die Lippen und
ich muß wohl kaum erwähnen, daß ich bereits beim
Glaubensbekenntnis ein heiliges Ding stehen hatte. Kurz vor dem
Vater Unser schaute sie mich an:
"Reverend, ich..."
"Ich weiß schon, Kleines," unterbrach ich sie schnell, denn unter
ihre
Kutte zeichnete sich eine Reihe von Kurven ab, die meinen
Hormonhaushalt in eine chinesische Waschküche verwandelten. Ihr
Blick senkte sich und fiel auf die mittlerweile gewaltige
Ausbeulung in meiner Tapete. Das war zufiel für sie. Ihre Lippen
platzten auf wir eine überreife Pflaume. Das allerdings war zuviel für mich.
Der Bischoff vorne sagte gerade "Erlöse uns von dem Bösen",
und ich ließgut vier cl vom besten Bösen im Kirchenschiff.
Das Pietkong-Gesicht hatte natürlich alles mitangesehen. Logisch,
daß er mich verpfeifen wollte, aber ich hatte einen Vorteil: es
war Mittwoch. Das Pietkong-Gesicht würde sich die Oblaten nicht
entgehen lassen. Er hatte seit fünfzehn Jahren, seitdem sie den
alten Hank an die Madonna geschraubt hatten, keine einzige
Oblatenausgabe versäumt.
Durch die Sakristei würde ich auf den Mittelgang gelangen, dort
braucht ich nur zu warten, es war der einzige Weg zum Büro
des Bischoffs.
Ich hatte wohl an die sechs bis sieben Lucky's geraucht, als das
Pietkong-Gesicht in den Mittelgang trat. Seine Schritte waren
schwer, sein Bauch schien noch dicker als sonst und an seinem
Kinn hingen Reste zerkauter Oblaten. Er mußte die ganze
Wochenration auf einmal verdrückt haben. Als er mich sah zuckten
seine Augenlider kaum merklich zusammen.
"Hallo, Kotlewski," rief ich ihm zu.
Ich glaube, er hieß Kowinski, aber Typen wie ihn nannte ich
grundsätzlich Kotlewski. Erst jetzt entschloß er sich zu fliehen.
Zu spät. Ich nagelte seine Schulterblätter an die Wand.
"Hören Sie, Kotlewski," hauchte ich ihn an," darum haben
Sie
Bonchetta in der kleinen Bar nicht erkannt, und warum hätten Sie
ihn auch erkennen sollen? Niemand konnte doch ernsthaft daran
zweifeln, daß Evelyn ihre Frau ist. Sam Darmo schon gar nicht und
am allerwenigsten der lungenkranke Chinese, der, was nur Sie
wissen konnten, neben Schneider der einzige war, der über den
Verbleib von Darmos Autoschlüsseln hätte Auskunft geben können."
Erbsengroße Schweißperlen traten auf seine Stirn.
"Ehrlich, Danbee," er hing bereits mächtig in den Seilen,"
ehrlich, alles was ich über diese Sache weiß, paßt in eine
Patronenhülse."
Ich zeigte ihm drei oder vier Mal, daß ein Hinterkopf genauso
hart sein kann, wie eine Backsteinwand.
Nachdem ich mir eine neue Zigarette zwischen die Lippen geschoben
hatte, ließ ich ihn wissen:
"Gott hat manche Männer großgemacht, und manche Männer
klein.
Der Colt, Kotlewski, macht sie alle gleich."
Ich glaube, er hatte verstanden.
( Jo Granada)